Die faszinierendste Region der Erde hat uns im Februar 2022 in ihren Bann gezogen. Landschaft, Klima und Tierwelt sind ein eigener Lebensraum, kaum zu beschreiben. Dennoch versuche ich euch mit Hilfe von Bildern einen Eindruck zu vermitteln. Vielleicht können wir damit ein paar unserer außergewöhnlichen Empfindungen mit euch teilen.
Unterwegs auf einem Polar-Expeditions-Schiff
Zum ersten Mal waren wir zusammen mit Wissenschaftlern und Forschern auf einem Expeditionsschiff, genau die Ponant-Antarktis-Expedition. Christina, Peter, Michael und ich, wir hatten uns über ein Jahr gründlich auf diese Reise vorbereitet. Informationen gesammelt und ausgetauscht. „arte“-Beträge, nicht nur über Antarktisforschungen, sondern auch über das Leben, Wirken und Forschen von Monsieur Jean-Baptiste Charcot angeschaut.
Der Ferne nah
Allen Corona-Hürden zum Trotz schafften wir die zahlreichen Auflagen, deren Bewältigung uns tatsächlich an den Rand unserer psychischen Belastbarkeit brachte. Die Details möchte ich euch an dieser Stelle ersparen, denn diese Variante der Reisevorbereitung mit aufwändigen Coronaauflagen gehört absolut in die Vergangenheit.
Jeden Tag kamen wir unserem Expeditonsziel „Antarktis“ immer näher. Jetzt hieß es für uns vier nur noch gesund bleiben, gesund über Frankfurt, Paris, Santiago de Chile, Punta Arenas auf das Polar-Expeditionsschiff „Le Commandant Charcot“ zu gelangen. Wir starteten am 31.01.22.
Am 02.02.22 waren wir endlich der Ferne nah – eingecheckt und unsere Kabinen bezogen. Um 17.00 Uhr, nachdem Kapitän Patrick Marchesseau die Passagiere begrüßt hatte, glitt das Schiff, unermesslich leise, Richtung weißes Paradies.
Noch sind wir in den Gewässern des südlichsten Zipfels des Amerikanischen Kontinents. Patagonien, „Land des Windes“ heißt diese wilde, raue, fast unberührte Region. Die Fahrt verläuft durch die Fjorde im äußersten Süden Chiles. Ein Lotse der chilenischen Küstenwache leitet unseren Kapitän durch die chilenischen Hoheitsgewässer. Wir erleben die spektakuläre Kulisse der spitzen Berge, schneebedeckten Gipfel der Anden und schroffen Küsten.
Plötzlich stoppt die „Le Commandant Charcot“. Ein Militärschiff der chilenischen Küstenwache kommt Backbord. Der Lotse steigt in das Küstenwachschiff. Alles klar, wir verlassen die Zivilisation.
Auf ins Unbekannte
Je näher wir dem sagenumwobenen weißen Kontinent kommen, umso höher schlagen unsere Abenteurerherzen. Zwei Tage auf See – Fahrt durch die Drake Passage, durch ansehnliche Wellen geschaukelt – begleiten uns am Abend drei Wale, bestaunen wir die ersten schwimmenden Eisberge.
Am Samstag, 05.02.22 es ist endlich soweit. Wir erreichen morgens um sechs Uhr Dorian Bay. Das Licht ist atemberaubend unwirklich.
Mit sechs weiteren Passagieren und einer Expeditionsleiterin klettern wir in ein Zodiac und fahren an Land. Wir tauchen ein in eine faszinierende Welt aus Eis und bestaunen die einzigartige Tierwelt.
Vor uns waren schon Wissenschaftler aus Großbritannien und Argentinien hier, eine verlassene Expeditionshütte ist Zeuge. Jetzt herrscht eine Pinguin-Kolonie über die Bucht.
Esel-Pinguine nach ihren Esel ähnlichen Warnrufen benannt, watscheln unbeholfen über Felsen, rutschen drollig über Eis und Schnee, sammeln fleißig Steine zum Nestbau.
Der Weg führt uns an der Pinguin-Kolonie vorbei auf eine Anhöhe. Vor uns öffnet sich der Blick in eine weitere Bucht. Hier befindet sich eine bewohnte Poststation, die vor Corona-Zeiten sehr gut besucht war. Jetzt, so erzählt uns Phil, ein Mitglied der Expeditions-Crew, ist es dort für die wenigen Postler sehr langweilig. Kaum ein Schiff nimmt Kurs auf die Station.
Bevor wir zurück zur Anlegestelle laufen, fesselt uns der Blick über die Dorian Bay, mittendrin die „Le Commandant Charcot“.
Pünktlich zum Ablegen sitzen wir wieder im Zodiac. Unsere junge Expeditionsleiterin, Zodiac-Pilotin so nennt Michael sie, steuert das Boot. Inzwischen hat der Wind aufgefrischt. In wenigen Minuten treiben Eisschollen auf die „Charcot“ zu. Die Anlegeplattform für Zodiacs muss eingeholt werden. Wir sollen warten bis das Eis am Schiff vorbei getrieben ist. Aber die Fläche der Eisschollen wächst, verdichtet sich.
Unsere Pilotin lenkt ca. 15min lang unser Schlauchboot, Zodiac genannt, um das große Schiff. Das Eis um uns herum wird immer dichter. Nach kurzer Zeit sind wir vom Treibeis völlig eingeschlossen. Der kleine Außenbord-Motor des Zodiac schafft es nicht sich durch die Eismassen zu wühlen. Die Pilotin ist vorsichtig, befürchtet den Motor bzw. Antrieb des Boots zu beschädigen. Sie erlebt diese Situation auch zum ersten Mal. Die Entfernung von unserem „Gummiboot“ zur „Charcot“ wird immer größer.
Unser Seenot-Manöver bleibt nicht unbemerkt. Ein größeres Zodiac-Boot mit zwei Außenbord-Motoren a 100PS kommt uns zur Hilfe. Die beiden erfahrenen Steuermänner bahnen uns einen Weg durchs Eis. Unsere noch unerfahrene Lenkerin folgt vorsichtig. Zu vorsichtig, der Eis-Kanal schließt schnell wieder vor unseren Augen. Einer der beiden vom Rescue-Team steigt zu uns ins Boot. Er hat Erfahrung mit solchen Manövern. Dicht fährt er hinter dem Rettungs-Zodiac hinterher. Nach zehn Minuten sind wir wieder im freien Fahrwasser. Mitzuerleben wie schnell sich die Situation hier auf dem Wasser verändert, lies uns erahnen, womit die Pioniere der Antarktis-Expeditionen vor 100 Jahren ohne die heutige Technik kämpfen mussten.
Unter dem südlichen Polarkreis
Sonntag, 06.02.22. Wir haben in der Nacht den Polarkreis passiert. Detaille Island begrüßt uns mit einem saphir-blauen Himmel und die Sonne mit einem königlichen Strahlenkranz. Unglaublich!
Peter und Michael wurschteln sich mit Christinas und meiner Hilfe in wasserdichte Anzüge. Sie paddeln im Kajak, in einer kleinen Gruppe mit Expedionsbegleitung, durch Eisschollen. Pst, leise, denn die ahnungslosen Robben sind begehrte Fotomodelle.
Christina und ich beobachten das Geschehen zwischen den Eisschollen, das heißt die Paddelfertigkeiten der Hobby-Sportler sowie das Chillen und schwimmen der Robben, vom Zodiac aus.
Nicht nur die Tiere faszinieren. Wir werden Zeuge eines seltenen Naturschauspiels. Ein Nebelbogen, auch weißer Regenbogen genannt.
Alle Passagiere wieder an Board, die Fahrt geht weiter. Jetzt durch ein Eisfeld, spannend wie die Platten in langen Kanälen aufbrechen. Links und rechts ruhen die Robben auf dem Eis und lassen sich keineswegs von der „Le Commandant Charcot“ stören.
Parken im Eis
Beeindruckend! Der Kapitän hat ein festes Eisfeld gefunden, in das er das große Schiff so einparkt, so dass das Eis nicht bricht. Ganz langsam schiebt sich das Schiff ins Eis. Bewegungslos und sicher steht es, so als wäre es fest vertäut oder mit einem Anker fixiert.
Landgang, besser gesagt, gehen übers Wasser. Die Expeditions-Crew checkt das Eis. Unter uns zuerst Schnee, dann eine Schicht Wasser, darunter ca.30-40cm Eis und dann 280m Wasser bis zum Grund.
©Foto: Micael Schulze
Der Eis-Spaziergang kann beginnen – Ein kribbeliges Gefühl! Nicht für die Kaiserpinguine.
Weiter Richtung Süden
Das Polar-Expeditionsschiff gleitet leise zwischen zwei Inseln, so scheint es, hindurch. Während wir das Dinner genießen, blicken wir staunend aus dem Fenster. Der Nebel lichtet sich. Rechts und links des Schiffes sehen wir riesige Berge, die sich am Ende zu einer großen Bucht öffnen. Abends 22.00Uhr, die Lichtstimmung ist großartig zum Fotografieren.
Die „Charcot“ dreht, der Kapitän scheint Spaß am Wenden zu haben, mehrmals. Dann fährt er aus der Hanusse Bucht heraus. Und wir? Wir haben ein weiteres Naturschauspiel so ganz nebenbei beim Abend-Essen erlebt.
Unser nächstes Ziel: Marguerite Bay, Stonington Island
Diese felsige Insel und damit den antarktischen Kontinent, erreichte Nathaniel Palmer zwei Jahrhunderte vor uns, genau am 17. November 1820 mit seinem Schiff Sloop Hero. Gestartet war die Forscher- und Entdecker-Crew in Stonington im US-Bundesstaat Connecticut. Deshalb gaben sie der gesichteten Insel den Namen der Stadt ihres Heimathafens.
Marguerite Bay, erreichen wir frühmorgens, am Montag 07.02.22. Landgang in kleinen Gruppen zusammen mit Wissenschaftlern von heute: Geologen, Glaziologen, Ornithologen, Meeresbiologen u.a. steht an.
Jean-Baptiste Charcot, Namensgeber des Schiffes auf dem wir unterwegs sind, entdeckte während der Fünften Französischen Antarktisexpedition (1908-1910) diese Bucht, benannte sie nach dem Namen seiner zweiten Ehefrau Marguerite Cléry. Somit ist „Marguerite Bay“ heute ein geografischer Begriff.
Auf der Insel Stonington, die bis 1970 durch eine Schneebrücke mit dem Festland verbunden war, befinden sich zwei verlassene Forschungsstationen, eine von Briten und eine von US-Amerikanern. Beide Forschungsstationen gehören heute zu den geschützten Historischen Stätten und Denkmälern in der Antarktis.
US-Schrott – Stimmt uns nachdenklich. Wenn er nicht weggeräumt wird, ist er historisch und wird zum Denkmal!?!
Welche Tierarten erwarten uns hier?
Wir werden weder erwartet, noch stören wir sie. Offensichtlich fühlen sie sich nicht von neugierigen Menschen bedroht. Überall liegen dick und fett Robben auf den Eisschollen, ab und an schwimmen und tauchen sie, dann aber viel zu schnell für ein Foto.
Wir werden von unseren Guides entsprechend gebrieft, so dass wir Nordeuropäer seltene Vögel beobachten können. Die Insel zählt nämlich zu den Important Bird Areas in Antarktika (IBA Ant001).
Die Szenerie ist traumhaft. Eisschollen, groß und klein driften in der Bucht. Ein großer Eisblock, ausgespült, sieht aus wie ein Theatersaal.
Nachricht vom Kapitän
Es gibt schlechtes Wetter. Der Kapitän Patrick Marchesseau erklärt an Hand einer Wetterkarte, es nähert sich ein Sturm. Sein Vorschlag: weiter nach Süden zu fahren, damit dem Sturm auszuweichen.
Es wird spannend. In der Nacht ist es trotzdem stürmisch. Balkontüren werden ferngesteuert geschlossen, alle Türen sind mit zusätzlichen Verschlüssen gesichert, das Wasser aus dem Pool gelassen. Das Internet funktioniert zeitweise nicht. Wir werden ein wenig stärker als üblich in den Schlaf geschaukelt. Stört uns nicht, denn der Kapitän und seine Crew steuern den Expedionseisbrecher sicher nach Süden.
Am 08.02.22 gegen Mittag befinden wir uns südlich des 70. Breitengrads. Soweit im Süden war bisher noch kein Expeditionsschiff.
Expedition und Forschung
Junge Naturwissenschaftler, die während der Reise an ihren entsprechenden Fachthemen forschen, dokumentieren in Vorträgen ihre Ergebnisse. Wir nehmen dadurch zeitnah, vor allem ortsnah an ihren Beobachtungen teil.
Heute stellen zwei junge Biologinnen ihre Forschungen über Wale vor. Auf der Seite happywhale.com kann jeder seine Fotos von Walen herauf laden. Hobbyfotografen erfahren, um welche Walart es sich handelt. Jeder Wal hat seine eigene Zeichnung der Schwanzflosse. Daran, also der Fluke, erkennen die Forscher den Wal wieder und sehen, wann und in welchen Gewässern er unterwegs war. Sie können mit dieser internationalen Foto-Hilfe Ort und Zeit bestimmen, einzelne Wale wieder erkennen und das Verhalten der Wale weiter beobachten.
Danach sitzen wir vier gemütlich in der Observatorium-Lounge, sprechen über unsere neuen Erkenntnisse. Da, plötzlich wie auf Bestellung schwimmen zwei Wale längst. Der Kapitän dreht bei. Fotoaktion!
Vorbei an diesen Schönheiten aus Eis verläuft unsere Route weiter nach Süden Richtung Carroll Inlet, ein schmaler Meeresarm.
Ein Packeis-Riese
Die „Le Commandant Charcot“ hat in Carroll Inlet mit Hilfe des Hubschraubers einen windstillen „Parkplatz“ im Eis zum Übernachten gefunden.
09.02.22. Walking auf dem Eis steht auf dem Plan. Ein Teil der Passagiere ist schon auf dem Eisfeld. Die Guides haben die Wege gecheckt. Die Aussicht Kaiserpinguine zu sehen, ist groß. Plötzliche Hektik! Alle zurück auf´s Schiff. Susan, Geologin und erfahrene Guide klärt uns auf. Wir sehen es. Eine riesige Eisscholle droht hinter dem Schiff Ein- bzw. Ausfahrt zu verschließen. Der Kapitän sucht einen neuen Liegeplatz. Die Schiffsschrauben rotieren. Mit viel Wasserdruck wird das driftende Eis langsam zur Seite geschoben. Der Kapitän kann das große Schiff problemlos aus der „Parkbucht“ herausfahren.
Unterwegs sehen wir Kaiserpinguine.
©Fotos: Ponant
Neue „Parkbucht“ ist gefunden. In Windeseile wird der Land- besser Eisfeld(spazier)gang vorbereitet.
Diesmal besuchen wir Robben. Eine Weddel-Robbe begrüßt uns schon nahe am Schiff. Weitere14 Robben liegen in der Nähe. Mit Fernglas und Fotooptik sehen wir die Details der unterschiedlichen Robbenarten. Oriane, eine junge Wissenschaftsjournalistin aus Kanada erklärt uns die Erkennungsmerkmale.
Zurück zum Schiff.
Dort erwartet uns eine Eisbar. Es gibt etwas zu feiern. Mit Champagner stoßen wir mit anderen Passagieren, Wissenschaftlern und Guides auf den südlichsten Punkt unserer Reise an. 73°15´S (südlicher Breite).
Britisches Forschungsschiff „Sir David Attenborough“
Kapitän Patrick Marchesseau teilt uns mit: “Das britische Forschungsschiff „Sir David Attenborough“ hat um Hilfe gefunkt“.
Die „Sir David Attenborough“ möchte aus Forschungsgründen nah an einen Gletscher heranfahren.
Kapitän Patrick Marchesseau und sein erster Offizier steuern die „Kommandant Charcot“ geradewegs durch die geschlossene Eisdecke, 250 cm dick! Bei der „Sir Attenborough“ angekommen, fährt die „Charcot“ rückwärts vor der „Attenborough“, diese folgt in der Spur.
Schwierige Eisbedingungen in der Antarktis: PONANT unterstützt britisches Polarforschungsschiff
Le Commandant Charcot und RRS Sir David Attenborough arbeiten zusammenDas neue Polarexpeditionsschiff von der französischen Kreuzfahrtreederei PONANT, die Le Commandant Charcot und das britische Polarforschungsschiff RRS Sir David Attenborough haben sich zusammengetan, um die „International Thwaites Glacier Collaboration“ zu unterstützen. Während sich die RRS Sir David Attenborough auf die Wissenschaft und die logistische Unterstützung britischer Forschungsstationen konzentriert, wurde die Le Commandant Charcot speziell dafür gebaut, seine Gäste mit einem unvergleichlichen Maß an Komfort und Service tief ins Herz des Eises der Polarregionen zu bringen und dabei wissenschaftliche Forschungen durchzuführen. Aktuell befinden sich beide Schiffe in der Antarktis. Als sich herausstellte, dass sich beide Schiffe zufällig in der Bucht Carroll Inlet auf 73°15 Süd treffen würden, bot sich die perfekte Gelegenheit, die Fähigkeiten dieser zwei zu kombinieren, um im Tandem zu arbeiten.
Technologische Meisterleistung – zweihöchste Eisklasse und verstärkter Rumpf
Die Le Commandant Charcot verfügt als einziges Passagierschiff über die Eisklasse PC2, die zweithöchste Eisklasse weltweit, und damit über einen entsprechend verstärkten Schiffsrumpf, der es ermöglicht durch bis zu 2,5 Meter dickes Eis zu fahren. Durch den leistungsfähigen Azipod-Antrieb mit 360° drehbaren Antriebseinheiten kann die Le Commandant Charcot nicht nur im traditionellen Antriebssystem navigieren, sondern auch nach dem Prinzip des Double Acting Vessel, wodurch das Schiff speziell dickeres und dichteres Eis bewältigen kann. Am effizientesten ist dieses Prinzip, wenn die Le Commandant Charcot rückwärts fährt. Aus diesem Grund gibt es im Heckbereich auch eine zweite Brücke. Nach diesem Prinzip erfolgte nun auch die Zusammenarbeit mit dem britischen Polarforschungsschiff: Die Le Commandant Chacot öffnete einen Kanal im Eis indem sie rückwärts fuhr und die RRSSir David Attenborough folgte ihr und verbreiterte den Kanal. Diese Zusammenarbeit ermöglichte es, in nur drei Stunden einen Kanal von drei Seemeilen zu öffnen. Danach setzte die Le Commandant Charcot ihre Reise fort. Diese Zusammenarbeit unterstreicht die Meinung von Experten aus den Polarregionen: Sie waren schon immer von den Vorteilen der gegenseitigen maritimen Hilfe in diesen abgelegenen Gebieten überzeugt.
„Als uns klar wurde, dass wir die RRS Sir David Attenborough unterstützen könnten, machten wir uns sofort auf den Weg. Diese Kooperation verdeutlicht die Werte von PONANT, das von Seeleuten gegründet wurde und sich der Wissenschaft verschrieben hat, und zeigt, was durch Teamarbeit erreicht werden kann„, erklärt Patrick Marchesseau, Kapitän an Bord von Le Commandant Charcot. „Außerdem war es eine einzigartige Gelegenheit für unsere Gäste, die Herausforderungen der Polarforschung live zu sehen. Wir diskutieren bereits die Möglichkeit, bei zukünftigen Reisen weiterhin mit der RRS Sir David Attenborough zusammenzuarbeiten, sofern unsere Reiseroute dies zulässt.“
©Christopher Leipert 22.02.22 aus: Kreuzfahrt-aktuelles.de
Ohne uns hätten, so sagt die Charcot Crew, die Briten mehrere Tage gebraucht, um an den Gletscher zu kommen. Kapitän und erster Offizier freuen sich, mit verschmitztem Lächeln, darüber, weil sie in nur drei Stunden den Briten helfen konnten. Ein wenig die alte britisch-französische Seefahrer-Rivalität? Als Dank bringt die Besatzung der „Sir Attenborough“ ein Paket mit Präsenten aufs Eis. Der Hubschrauberpilot der „Commandant Charcot“ holt es ab. Alle Männer-Toys wurden eingesetzt. So what – es ist ein tolles Erlebnis!
Sims-Island, Carroll Inlet
Wir befinden uns im Carroll Inlet – einem schmalen Meeresarm. Unser nächstes Ziel ist Sims Island, auf der Landkarte eine winzig kleine Insel. Wir nähern uns dem Klotz aus Stein. Schwarz und groß – wenn man direkt davor steht. Es schneit, der Himmel ist wolkenverhangen, trotzdem, es ist hell, so gegen 18.00 Uhr.
Schnell sind Zodiacs zu Wasser gelassen und in kleinen Gruppen dürfen wir die Insel erkunden. Das Zuhause einer Adelie-Pinguin-Kolonie.
Adelie-Pinguine, mit ihren schönen, blauen Augen, sind so witzig. Man kann sich kaum satt sehen. Die Küken, die teilweise ihren Federflaum verloren haben, teilweise aber an unterschiedlichen Körperzonen noch haben, sehen lustig aus. Sie mausern sich. Wir amüsieren uns über bettelnde Pinguinkinder, die lieber noch von der Mutter gefüttert werden wollen. Aber die Pinguin-Mama ist sehr streng. Die nicht mehr ganz Kleinen werden zur Selbstständigkeit erzogen. Ein Mutter-Teanager-Konflikt, auch bei Adelie-Pinguinen!
Und es stinkt nach Guano oder „Wie im Hühnerstall!“, sagt Christina.
Nach jedem Landgang werden die Stiefel, bevor wir das Schiff betreten, gereinigt. Das Argument dafür ist, es dürfen keine Pflanzenreste, Samen oder Keime von einem Gebiet in ein anderes übertragen werden. Eine Maßnahme des internationalen Umweltschutz für die Antarktis.
Ein Seetag
10.02.22 Es geht wieder Richtung Norden.
Kapitän und erster Offizier, verantwortlich für die Technik, führen uns Passagiere in die technischen Besonderheiten dieses Forschungsschiffs ein. Zwei interessante Vorträge mit Grafiken, Videos und Bildern fesseln uns.
Vor sieben Jahren, also 2015, begannen Ingenieure und Wissenschaftler verschiedener Fachbereiche das gesamte Konzept dieses Polar-Forschungsschiffs zu entwickeln. Wenig später wurde es in Norwegen gebaut. Mit dem Stapellauf im Spätsommer 2021 startete die erste Testfahrt mit Kapitänen, Schiffspersonal, Ingenieuren und Wissenschaftlern in die Arktis. Ein Erfolg! Jetzt war es möglich mit diesem modernen, umweltschonenden Expeditions-Schiff in die Antarktis zu fahren.
Im europäischen Winter, antarktischen Sommer 2021/22, unter Beachtung strenger Corona-Auflagen, gehörten wir, Christina, Peter, Michael und ich, zu den glücklich Neugierigen, deren Traum, die Antarktis hautnah zu erleben, im Februar 2022 Wirklichkeit wurde.
Wir staunen, welche technischen Details in diesem Schiff stecken. Nach den russischen Atom-Eisbrechern ist es das erste Passagierschiff auf der Welt, das die PC2, die Polar Class 2, besitzt. Außerdem ist es das erste Schiff weltweit, das mit Hybridantrieb fährt. Es ist gewaltig, welche technischen Voraussetzungen im Innern des Schiffsrumpfs geschaffen wurden, um das LNG, das Liquid Natural Gas, in ausreichenden Mengen zur Verfügung zu haben.
Kapitän und erster Offizier erklären weitere technische Neuerungen, z.B. die Konstruktion der drehbaren Schiff-Schrauben, die ein perfektes rückwärts und vorwärts Fahren im Eis ermöglichen. In einem Video sehen wir wie sich die Schrauben ins Eis fräsen.
Im „Bauch“ des Schiffes sind Recycling-Anlagen für Plastik, die Wasseraufbereitung für Trinkwasser aus Salzwasser, Wasseraufbereitung des Brauchwassers für die Sanitäranlagen. Nichts wird in die antarktischen Gewässer abgelassen. Der Müll beschränkt sich auf ein paar wenige fest gepresste, trockene Pakete, die im Hafen z.B. von Punta Arenas entladen werden.
Außerdem befinden sich im Schiff speziellen Rescue-Ausrüstungen für die Polarregionen. Viele wissenschaftliche Geräte und Labors sind an Bord. Es gibt ein Trockenlabor und ein Nasslabor mit einem Zugang zum Meer. Hier endet auch ein 13m langer Schacht, durch den Wasserproben entnommen werden. Auch Mikrofone werden herunter gelassen, um z. B. den „Walgesang“ aufzunehmen. Die Wissenschaftler, die uns mit ihren Vorträgen von ihrer Arbeit, ihren Beobachtungen und Auswertungen berichten, uns bei den Expeditionen an Land Wissenswertes vermitteln, nutzen diese Möglichkeiten gleich vor Ort. Unser Interesse ist groß.
Später führt der erste Offizier eine kleine Gruppe, bestehend aus fünf Personen durch den gesamten technischen und wissenschaftlichen Bereich. Die fünf Personen sind Michael, Peter, Christina, ich und ein netter, pensionierter Ingenieur aus den USA. Staunen, staunen, staunen! Der Kontrollraum für die Technik ist besonders beeindruckend. Hier werden alle Räume des Schiffs auf einem Monitor dreidimensional dargestellt. Daneben ein Raum mit Lithium-Magnesium Batterien, mit denen das Schiff bis zu 30min ohne sonstige Energie fahren kann. Außerdem werden mit den Batterien bestimmte Fahrsituationen, gerade beim Eisfahren unterstützt.
Keine Langeweile auf dem Expedions-Schiff
Während die „Le Commandant Charcot“ durch stürmische See navigiert, fasziniert uns das Lebenswerk des „Gentleman der Arktis – Charcot“. Oriane, die kanadische Wissenschaftsjournalistin hält eine optisch sehr gut gestaltete Vorlesung über das Leben von Jean-Baptiste Charcot. Er hat seinen Kindheitstraum vom Reisen, Entdecken, wissenschaftlich Analysieren nach dem Tod seines Vaters wahr gemacht. Sein Expeditions-Schiff nannte er „Parquoi-Pas“ – „Warum nicht?“ Ein wenig trotzig, vielleicht auch das Gefühl „frei zu sein“.
Jean Baptiste Charcot, Leiter zweier Antarktis-Expeditionen: 1903-05 mit der „Francis“ und 1908-10 mit der „Pourquoi Pas?“
https://www.antarktis.net/landeskunde-reiseinfo/antarktis-geschichte/charcot-francais.html
https://www.boote.com/artikel/42381/das-warum-nicht-geschichte-des-beruhmten-polarexpeditionsschiffs
Es gibt über ihn auch eine sehr gute Arte-Dokumentation, die wir uns vor der Reise angeschaut hatten.
Pionier der Arktis – Jean-Baptiste Charcot. 87-minütige Fernsehdokumentation von Marc Jampolsky (Arte, Frankreich 2016)
Auch unser Schiff muss einige Wellenschläge einstecken. Die Passagiere können das Schwimmbad im Schiff jetzt nicht benutzen. Das Wasser würde über den Beckenrand schwappen und die Schwimmer sicherlich auch, deshalb ist das Wasser abgelassen. Dafür eilen viele auf Deck 9. Das Naturschauspiel lassen wir uns auch nicht entgehen. Meterhoch spritzt die Gischt bis an das Fenster der Lounge auf Deck 9.
Parquoi-Pas, ein Andenken an Jean Baptiste Charcot
Die Insel Parquoi-Pas in der Marguerite-Bay erhielt ihren Namen von wem? Von keinem anderen als Jean- Baptiste Charcot.
Wir erreichen die Insel am 11.02.22. Es ist morgens und bewölkt. Ein Ausflug ist geplant. Es gibt viel zu sehen. Das heißt für unsere Guides, die gleichzeitig auch die Wissenschaftler sind, viel zu tun: die Wege markieren, damit u.a. die Pinguin-Kolonie nicht gestört wird, wir einen sicheren Weg zum Gletscher nehmen können. Überhaupt sicher an Land und wieder sicher aufs Schiff gelangen.
Wir sind wieder einmal fasziniert von der Betriebsamkeit der Adelie-Pinguine. Die Jungen verlassen gerade zum ersten Mal ihre Nester. Sie sind aufgeregt wie Kindergarten-Menschenkinder. Ein erwachsener Pinguin watschelt vorneweg Richtung Wasser, die flügge gewordenen Kleinen hintereinander in Reihe hinterher, sehr aufgeregt. Erste Schwimmstunde der Pinguin-Kinder! Der erwachsene Pinguin steht auf einem Stein, inspiziert die kleine Bucht auf Gefahren z.B. hungrige Robben. Keine Gefahr in Sicht und der Mutigste springt zuerst. Die anderen Kleinen eifern ihm nach. Es gibt auch ein paar, die ängstlich zögern. Vier, fünf erste Schwimmzüge und dann so schnell wie möglich über den Uferrand nach oben gewackelt. Der erwachsene Schwimmlehrer ist zufrieden, alle jungen Pinguine sind wieder gesund an Land, keiner der Kleinen wurde von einer Krabbenfresser-Robbe gefrühstückt.
Robben liegen träge schläfrig am Strand. Auch eine Pelzrobbe ruht sich an Land aus. Hier sind sie keine Gefahr für die Pinguine, allerdings im Wasser. Dort jagen sie schnell und die Pinguin-Jungen sind ein Leckerbissen.
Dennoch droht auch an Land Gefahr für die kleinen Pinguine. Raubmöwen! Wie der Name es schon sagt. Sie rauben bevorzugt Pinguin-Eier und -küken.
Wir können uns kaum von den Schwimmschulen der Pinguine trennen. Dennoch der Weg führt uns an und um dicke Robben, die sich Null für uns interessieren, zu einem steilen Abhang, den wir erklimmen. Von hier oben haben wir einen großartigen Blick über die Bucht. Halbe Drehung und ganz nah vor uns ein Gletscher mit der Moräne, die er hinterlassen hat. Wie im Lehrbuch der Geologie. Leo, Glaciologe, er spricht ein wenig deutsch, erklärt uns: „Vor ca. 120-150 Jahren begannen sich die Gletscher zurückzuziehen. Sie haben die feinen Rückstände im Wasser hinterlassen. Die gröberen und einige große Brocken bilden die Moräne, die jetzt deutlich vor dem Gletscher liegt.“
Auf dem Rückweg werden wir auf das Nest eines Skua aufmerksam. Sie füttert ihr Küken. Wir ahnen es. Michael sieht es, allerdings nur mit der langen Optik seines Fotoapparats.
Jenny Island am Horizont
Auch diese Insel wurde von Jean-Baptiste Charcot auf seiner Antarktis-Expedition 1908-1910 entdeckt. Konnten sie damals dort anlegen? Wir wissen es nicht. Uns wird klar, wir können es nicht. Zu starker Wellengang.
John, unser Expeditionsleiter, möchte uns trotzdem hier in den Gewässern vor Jenny Island die spektakuläre Natur so nah wie möglich zeigen. So starten wir im Zodiac, John als Steuermann ins nächste Abenteuer.
Ein gigantischer Eisberg liegt in der Bucht. John steuert drumherum. Eine Seite glänzt im Sonnenlicht, dahinter taucht Jenny Island auf. Der Kontrast ist gigantisch, fast unwirklich. Die „Charcot“ wirkt vor diesem Koloss klein.
Riesige Robben und Seeelefanten liegen am Strand, dick, faul, unbeweglich.
Fahrt durch den Lemaire-Kanal
Nach dem kleinen Zodiac-Ausflug genießen wir wieder unser derzeitiges „Zuhause“ an Bord. Im Recap erklärt John wie die Reise weiter geht. Es steht morgen früh der Crew eine komplizierte Navigation durch den sehr engen Lemaire-Kanal bevor. Fast 6 km lang erstreckt er sich zwischen dem Antarktischen Festland und der Booth-Insel, seine engste Stelle ist 720 m breit. Große Eisblöcke versperren oft den Eingang. Jedoch bis wir den Eingang zum Lemaire Chanel erreichen, haben wir noch eine aufregende Nacht vor uns. Jetzt startet die Nachtfahrt durch dichte Eisfelder.
Jetzt kann die „Le Commandant Charcot“ wieder ihre Eisbrecher-Qualitäten beweisen. Der Kapitän und seine Crew sind gefordert. Wir sind schweigend Zeugen auf der Brücke. Kapitän, erster Offizier und fünf weitere Crew-Mitglieder arbeiten hochkonzentriert perfekt zusammen. Die Spannung ist zu spüren.Trotz ausgefeilter, modernster Technik beobachtet die gesamte Mannschaft mit Ferngläsern die Situation. Der Commandant, also der Kapitain, steuert selbst. Kleinere, flache Eisfelder macht der Eisbrecher spielend platt, an den großen, hohen Eisbergen navigiert die Crew geschickt vorbei. Ab und zu hören wir das Rumpeln von Eisblöcken.
Der Hubschrauber klärt, ob heute die Durchfahrt möglich ist.
Die Berge zu beiden Seiten sind riesig. Die Gletscher reichen bis ins Wasser. Im Gegensatz zu den stürmischen Gewässern des Südpolarmeers spiegeln sich in den stillen Wasserflächen des Lemaire Kanals Gletscher und Klippen. Peter und Michael versuchen das Geschehen im Bild festzuhalten.
Wir fahren von Süden nach Norden und passieren den nördlichen Eingang, für uns Ausgang des Lemaire Chanel. Majestätisch ragen die Doppelgipfel von Kap Renard in den Himmel. Diese 740m hohen Felsnadeln, die Una Peaks, sind so steil, dass an ihren Flanken kein Schnee haften kann.
Hiking auf Petermann Island
12.02.22. Langsam schwimmt die „Charcot“, wie wir inzwischen liebevoll unser derzeitiges Domicil nennen, auf Petermann Island zu. Das Wetter ist großartig. Die Landschaft rechts und links, besser Steuer- und Backbord, unglaublich schön. Ein Berg, ein Gletscher, ein Berg, ein Gletscher.
Heute sind wir in der Polar-Hike-Gruppe unterwegs. Antoine führt uns, zeigt die geologischen Formationen, erklärt die Besonderheiten. Wir klettern auf einen steilen Steinhang, mit großen Gummistiefeln eine kleine Herausforderung. Oben angekommen, werden wir mit einem tollen Rundblick über die Insel belohnt. An einer Grotte sehen wir deutlich den „Pinguin-Highway“, die Wege, die die Esels-Pinguine zum Wasser watscheln.
Antoine führt unsere kleine Gruppe zur südlichen Spitze der Insel. Dort ist es sehr, sehr ruhig „Silence Place“. Wir spüren und genießen 5 Minuten absolute Stille. Es ist einer der schönsten Plätze unserer Tour.
Hier können wir nicht ewig bleiben, es geht weiter. Die argentinische Schutzhütte „Groussac“,1955 erbaut, heute verlassen, steht malerisch am Ufer. In der Nähe streiten sich einige Raubmöwen um die Reste einen Pinguins.
Weiter geht es! Wir besuchen eine kleine Kolonie Adelie-Pinguine, die zusammen mit einer Gruppe Kormorane auf einem Felsen wohnen. Michel, Franzose, der in Stralsund im Meereskundemuseum arbeitet und an der Uni in Stralsund lehrt, ist Pinguin-Experte. Er erklärt warum wir nicht näher an die Pinguin-Kolonie heran gehen dürfen. Rings um die Kolonie auf Felsen versteckt, haben britische Wissenschaftler Kameras installiert. Damit beobachten sie das Verhalten der Pinguine. Zu Beginn des Arktischen Sommers, Ende Oktober, legen die Weibchen 2-3 Eier in die von den Männchen vorbereiteten Brutmulden. Danach gehen sie wieder auf Nahrungssuche. Das Brüten übernehmen allein die Männchen, die in dieser Zeit nix fressen. Nach ca. 35 Tagen schlüpfen die Jungen. Jetzt im Februar sind sie noch jung, Teenager könnte man meinen, bei denen es sehr laut und lebhaft zu geht.
Auf der Rückfahrt mit dem Zodiac lümmeln sich Robben auf einer Eisscholle. Ein Bilderbuch-Motiv.
Anlandung in Port Charcot?
Der Port Charcot ist eine kleine Bucht an der Nordküste der Booth-Insel vor der Antarktischen Halbinsel. Hier überwinterte Jean-Baptiste Charcot mit seiner Crew auf seiner Vierten Französischen Antarktisexpedition (1905-1908). Unter anderem hat er hier als erster die Küste kartografiert.
Die Bucht hat er nach seinem Vater Jean-Martin Charcot benannt.
Keine Frage, wir sind auf dem Expeditions-Schiff, welches auf den Namen des Commandant Charcot getauft wurde, also wollen wir seinen Spuren folgen.
Die Anlandung am Port Charcot muss leider ausfallen. Zuviel Eis!
John Frick, unser Expeditionsleiter, hat eine bessere Idee. Zusammen mit Susan, Geologin und Glaziologin, steigen wir in ein Zodiac und werden durch den „Friedhof der Eisberge“, so wird die Bucht auch genannt, hindurch laviert. Fantastisch!
Was heißt „Friedhof der Eisberge“?
Eisgiganten lösen sich von den Gletschern der Antarktischen Halbinsel. Zahlreiche Eisberge und Bruchstücke von Schelfeis driften mit den Meeresströmungen Richtung Festland. Im flachen Wasser, nur 20-120m tief, setzen die Eisberge auf und tauen nur sehr langsam auf. Eine mysteriöse Landschaft entsteht.
Solange dieser Ablauf durch Jahreszeiten, warmen und kalten Winden sowie Meeresströmungen die natürliche Balance der Natur erhält, können wir diese fast unwirklichen Eislandschaft mit ihrer Tierwelt noch bestaunen.
Aber die Erderwärmung stört dieses Gleichgewicht erheblich
Viel zu viele Eisberge stranden im flachen Wasser und tauen dort auf. Das „Sterben“ der Eisberge hat fatale Folgen für die Umwelt. So verdünnen sie tonnenweise das Meer mit Süßwasser. Im Eis gefangene Staubpartikel und Mineralien kurbeln das Algenwachstum im Meer an. Große Eisberge können die lokalen Strömungen blockieren oder ablenken. Dadurch gelangen Krillschwärme nicht mehr in Küstennähe. Vögel und Säugetiere, denen die Krustentiere als Nahrung dienen, ziehen mit den selben Strömungen wie die Eisberge. Fehlen diese, verhungern die Tiere.
Für diese Forschungen nutzen die Wissenschaftler, die uns begleiten, die Möglichkeiten unseres komfortablen Polar-Expeditions-Schiffs.
Jean-Baptiste Charcot hat vor über Hundert Jahren nicht nur die Küste der Antarktis kartografiert. Er hat akribisch das Wetter beobachtet und dokumentiert. Pflanzensamen und Planzen konserviert und katalogisiert, ebenso Fossilien und Gesteinsproben gesammelt. Diese umfangreiche Sammlung befindet sich heute in Paris. Für Wissenschaftler aus der ganzen Welt von unschätzbaren Wert, da sie für Vergleiche heran gezogen werden können.
Die Fahrt geht weiter
Der Kapitän gibt bekannt: „Wir fahren jetzt durch Seegebiet, in dem Wale ihr Jagdrevier haben.“
Und wie auf Bestellung tauchen drei Wale in unmittelbarer Nähe des Schiffs an der Oberfläche auf. Sie jagen zusammen. Das Wasser brodelt, Fontänen ihrer Atmung steigen, Peter und Michael gelingen tolle Fotos.
Ein schöner Tag in Neko Harbour
13.02.22. Über Nacht hat Kapitän Patrick Marchesseau die “Charcot“ in die Bucht von Andvord Bay gesteuert. Die Küste, wie überall in diesem Teil der Halbinsel Peninsula, besteht aus steilen Felswänden und hohen Gletscherfronten. Deshalb ermöglicht das Gelände nur an sehr wenigen Stellen eine Anlandung. Neko Harbour ist so eine Stelle. 1898 von dem Belgier Adrien de Gerlache entdeckt und nach einem norwegischen Walfangschiff „Neko“ benannt, können auch wir hier das Festland betreten.
Die Landschaft ist grandios. Antarktis-Genuss pur.
Große Mengen Gletschereis treiben in der Bucht. Denn nur wenige hundert Meter von der steinigen Anlegestelle „kalbt“ der gewaltige Gletscher. Nicht ungefährlich, wenn die Eismassen ins Wasser krachen. Sie erzeugen eine gewaltige Welle.
Immer wieder taucht ein Mink-Wal in der Bucht auf. Wir steigen mit Michel, dem Pinguin-Experten den Berg hinauf. Hier sind mehrere hundert Esels-Pinguine aktiv. Ich versuche die Töne der Pinguine aufzunehmen, denn das unterschiedliche „iA iA“ ist wirklich faszinierend; mal Kommunikation, mal Warnung, mal werbendes Locken.
Oberhalb der Pinguin-Kolonie, hoch oben über der Bucht auf einen Felsen angelangt, haben wir einen grandiosen Blick über die Bucht, auch auf den Gletscher und in die Gletscherspalten.
Unten am Strand hat die Crew Matten ausgelegt, alles für den Polar-Plunge vorbereitet. Sogar der Schiffsarzt ist anwesend. Einige Passagiere gehen einmal kurz ins eisige Wasser, schnell heraus – alles für’s Foto. Nichts für uns!
Noch ein letzter Blick Richtung Neko Harbour beim Verlassen der Bucht von Andvord Bay, wir nehmen Kurs auf die Drake Passage.
Zum Abschluss noch einmal auf hoher See
14.02.22/15.02.22 Rückfahrt durch die Drake-Passage.
Wir genießen Komfort und Service des Polarexpedition-Schiffs „Le Commandant Charcot“, vervollständigen unsere Tagebücher mit dem Titel „Au plus du plus loin“ – „Up Close to the faraway“ – „Der Ferne ganz nah“!
Danke!
Am 15.Februar 2024 hatte der Film „Die Rückkehr zum Land der Pinguine“ von Luc Jacquet in Deutschland Kino-Start.
Der Filmemacher Luc Jacquet und sein Team waren an Bord der Le Commandant Charcot bei der „Jungfernfahrt“ in die Antarktis am 1. November 2021. Viele Szenen des Films wurden während der Reise dort gedreht.
Die Faszination für diesen eisigen weißen Kontinent teilen wir mit Luc Jacquet.